Dr. Martin Spohr
Eutergesundheitsdienst der TSK Baden-Württemberg
E-Mail-Kontakt: egdstuttgart@tsk-bw-tgd.de
Schlagwörter: AMS, Keimzahl, Kontaminationsquellen
Melkroboter sind aus den heutigen Milcherzeuger-Betrieben nicht mehr wegzudenken. Neben arbeitswirtschaftlichen Vorteilen versprach der Melkroboter aufgrund seiner, im Vergleich zu Melkstandanlagen, relativ geringen Größe und guten Ausstattung mit Sensoren eine einfache und sichere Kontrolle der Melk- und Reinigungsprozesse. Trotzdem gibt es immer wieder Fälle, in denen die ermolkene Milch zu hohe Keimzahlen aufweist, die technische Überprüfung und Abfrage von Parametern aber keine Fehler aufzeigen. Bei der weiteren Fehlersuche erweisen sich die Vorteile des Melkroboters aber als Nachteil: die hohe zeitliche Auslastung des Melksystems bietet nur wenig Zeit für eine eingehende Inspektion des Melksystems; die hermetische Einkapselung und der feste Verschluss aller milchführenden Teile machen eine visuelle Inspektion und die Entnahme von Proben fast unmöglich. In vielen Fällen würde es bereits helfen, die Kontaminationsquelle näher einzugrenzen, um Ventile, Leitungsabschnitte oder andere Bauteile gezielt untersuchen zu können. Für diesen Zweck wurde das System der Stufenkontrolle (für konventionelle Melkanlagen) entwickelt und für die Arbeit an Melkrobotern angepasst.
An welchen Stellen können Milchproben gezogen werden? Sind in Melkrobotern Milchmengen- messgeräte konventioneller Melkanlagen verbaut, können die vorhandenen Probenahme-Einrichtungen verwendet werden. Daneben können die Anschlüsse für die Milchprobenentnahme zur Milchleistungs- prüfung („Shuttle-Anschluss“) genutzt werden. Zu diesem Zweck sind desinfizierte Schläuche und präparierte Stopfen erforderlich. Die Proben selbst werden über aufgesetzte sterile Spritzen gewonnen. Bei Puffer- und Lagertanks, die über eine Revisionsöffnung (Mannloch) verfügen, können Proben über diese Öffnungen gewonnen werden. Um eine repräsentative Probe zu bekommen, müssen desinfizierte Becher an Ketten oder Schnüren in die Milch abgelassen werden. Die Becher müssen durch alle Horizonte des Tanks geführt werden, eine Probe von der Oberfläche der Milch ist nicht aussagekräftig.
Diese Messpunkte reichen in den meisten Fällen allerdings nicht aus, um die Kontaminationsquelle ausreichend genau einzugrenzen. Als weiter Messpunkte können zur genaueren Eingrenzung deswegen auch die Verbindungsstücke der Milchdruckleitung oder die Anschlüsse dieser Leitung an Ventilblöcke, Milchfilter, Kühler und Tanks dienen, wenn diese über sog. Tri-Clamps miteinander verbunden sind. Tri-Clamps sind Rohrverbindungssysteme, die es ermöglichen, hygienische Verbindungen in Rohrleitungen aus Edelstahl herzustellen. Sie sind einfach zu montieren, zu demontieren und zu reinigen. Die Verbindung zweier Flansche wird mit einer Klemme hergestellt, zwischen den Rohrleitungsenden befindet sich eine Dichtung. Für die Probenahme müssen die vorhandenen Klemmen durch Klemmen ersetzt werden, die im Bereich der Dichtungen über ein Loch verfügen, durch das eine sterile Nadel in das Rohrleitungslumen geschoben wird. Wenn die Klemme angezogen worden ist, ist die Rohrkupplung wieder dicht und die Probe kann über eine aufgesetzte sterile Spritze gewonnen werden.