Eutergesundheitsentwicklung in der Trockenstehzeit

Dr. med. vet. Friederike Reinecke; Eutergesundheitsdienst
Dirk Albers; Leiter der Feldversuchsstation für Grünlandwirtschaft und Rinderhaltung
(beide: Landwirtschaftskammer Niedersachsen)

Statistische Datenauswertung: VIT Verden
Fragestellungen und Konzept: Versuchswesen Tier der LWK-Niedersachsen
Datengrundlage: MLP-Jahresabschluss 2010

Die Trockenstehzeit ist von besonderer Bedeutung für die Eutergesundheit der Tiere. In dieser Zeit sollen bestehende Infektionen ausheilen, das Eutergewebe regenerieren und Neuinfektionen vermieden werden.

Die Auswertung der Gesamtgemelkszellgehalte in den Milchleistungsprüfungen vor und nach Abkalbung lassen erahnen, wie effizient die genannten Ziele umgesetzt werden. Solche Auswertungen werden schon seit längerer Zeit von Beratern auf Einzelbetriebsebene durchgeführt, um jedoch detaillierte Informationen über Effizienz der Trockenstehzeit der Gesamtheit niedersächsischer Herden zu erhalten, wurde die VIT-Verden vom Versuchswesen Tier der Landwirtschaftskammer Niedersachsen mit einer betriebsübergreifenden Auswertung beauftragt, deren Ergebnisse im Folgenden dargestellt sind. 

Gehalt somatischer Zellen im ersten Probemelken nach Abkalbung 

Für die Beurteilung des Eutergesundheitsstatus von Mehrkalbskühen bediente man sich in der Studie des Zellgehalts in der ersten Milchleistungsprüfung nach Abkalbung, wobei ein Grenzwert von 100.000 Zellen/ml Gesamtgemelk zur Anwendung kam. In Ermangelung von Ergebnissen einer echten Viertelanfangsgemelksbeprobung wurde ein Tier mit einem Zellgehalt unter 100.000 Zellen/ml Gesamtgemelk per Definition als eutergesund, ein Tier mit einem Zellgehalt darüber als krank bewertet.

Auf niedersächsischer Ebene wurden die Daten von 402.142 Zweitkalbskühen und 224.591 Drittkalbskühen ausgewertet.

Danach kalben 31,7 % der Zweitlaktierenden und 38,2 % der Drittlaktierenden mit einem Zellgehalt über 100.000 Zellen/ml ab.

Welchen Ursprung die nach Abkalbung hochzelligen Tiere haben, wird bei dieser Auswertung allerdings nicht ersichtlich. Denkbar sind

a) chronische, nicht ausgeheilte Infektionen aus der vorhergehenden Laktation,
b) Neuinfektionen im Trockenstehzeitraum oder
c) Neuinfektionen kurz vor, rund um und kurz nach Abkalbung.

Um dieser Frage nachzugehen, sollte bei Mehrkalbskühen immer auch der Zellgehalt vor dem Trockenstellen mit in die Auswertung einfließen.

Chronische Erkrankung oder Neuinfektionen

Im Vergleich des Zellgehalts in der letzten MLP vor dem Trockenstellen und der ersten MLP nach Abkalbung, wird erneut ein Zellgehalt von 100.000 Zellen/ml Gesamtgemelk als Grenzwert angesetzt. Zellgehaltsanstiege über 100.000 Zellen/ml Gesamtgemelk werden bei dieser Auswertung als Neuinfektion gewertet, ein Abfall unter 100.000 Zellen/ml als Ausheilung.

Auch hier ergeben die Daten niedersächsischer Tiere interessante Einblicke. Bei den 402.142 Zweitlaktierenden wurde der Übergang von Laktation 1 zu Laktation 2 und bei den 224.591 Drittlaktierenden der Übergang von Laktation 2 zu Laktation 3 ausgewertet. Zur besseren Beurteilung und Bewertung der Ergebnisse wurde die entsprechende Analyse zusätzlich für die jeweils 10 % besten Betriebe durchgeführt. Hierbei wurden nur Herden berücksichtigt, deren mittlere Laktationszellzahl 117.000 nicht überstieg.

Tab. 1: Verteilung der Kühe auf die Zellgehaltsklassen ≤ 100.000 und > 100.000 zum Ende der alten und zu Beginn der neuen Laktation (Datenbasis: 402.142 zweitlaktierende und 224.591 drittlaktierende Tiere)

 

 

Beschreibung

Zellgehalt

Laktation 1 zu 2

Laktation 2 zu 3

Ende alte
Laktation

Anfang neue
Laktation

% aller Kühe

% Kühe

% aller Kühe

% Kühe

gesund geblieben

≤ 100.000

 

< 100.000

52,7 / 69,0

74,4 / 84,1

20,6 / 34,0

72,3 / 81,3

neu infiziert

> 100.000

25,6 / 15,9

27,7 / 18,7

ausgeheilt

> 100.000

 

≤ 100.000

47,3 / 31,0

61,5 / 77,0

79,4 / 66,0

59,0 / 74,7

krank geblieben

> 100.000

38,5 / 23,0

41,0 / 25,3

Legende: Dünndruck = alle Betriebe / Fettdruck = 10 % beste Betriebe

Derzeit beenden 47,3 % der Färsen die Laktation mit einem Zellgehalt von über 100.000 Zellen/ml. 61,5 % dieser Tiere heilen aus, während 38,5 % auch nach Abkalbung noch immer einen erhöhten Zellgehalt aufweisen. Anzustreben ist eine Ausheilungsrate von über 50 %.

Letzteres wird von den 10 % besten Betrieben erreicht, bei denen nur 31,0 % der Färsen hochzellig in die Trockenstehzeit gehen und 77,0 % der Tiere über die Trockenstehzeit hinweg eine Zellgehaltsabsenkung erfahren.

Am Ende der zweiten Laktation starten bereits 79,4 % der Tiere hochzellig in die Trockenstehzeit. 59,0 % erfahren eine Zellgehaltsabsenkung, wobei auch hier die 10 % besten Betriebe mit 66,0 % hochzelliger Tiere und einer Ausheilungsrate von 74,7 % besser positioniert sind.

Ebenso wie eine hohe Ausheilungsrate angestrebt wird, sollte auch auf eine niedrige Neuinfektionsrate geachtet werden. Von den Tieren, die unter 100 000 Zellen/ml Gesamtgemelk in die Trockenstehzeit starten (52,7 % der Färsen und 20,6 % der Zweitlaktierenden) infizieren sich 25,6 % bzw. 27,7 % neu. Hier wären Werte unter 15 % anzustreben.
Derzeit beenden 47,3 % der Färsen die Laktation mit einem Zellgehalt von über 100.000 Zellen/ml. 61,5 % dieser Tiere heilen aus, während 38,5 % auch nach Abkalbung noch immer einen erhöhten Zellgehalt aufweisen. Anzustreben ist eine Ausheilungsrate von über 50 %.

Letzteres wird von den 10 % besten Betrieben erreicht, bei denen nur 31,0 % der Färsen hochzellig in die Trockenstehzeit gehen und 77,0 % der Tiere über die Trockenstehzeit hinweg eine Zellgehaltsabsenkung erfahren.

Am Ende der zweiten Laktation starten bereits 79,4 % der Tiere hochzellig in die Trockenstehzeit. 59,0 % erfahren eine Zellgehaltsabsenkung, wobei auch hier die 10 % besten Betriebe mit 66,0 % hochzelliger Tiere und einer Ausheilungsrate von 74,7 % besser positioniert sind.

Ebenso wie eine hohe Ausheilungsrate angestrebt wird, sollte auch auf eine niedrige Neuinfektionsrate geachtet werden. Von den Tieren, die unter 100 000 Zellen/ml Gesamtgemelk in die Trockenstehzeit starten (52,7 % der Färsen und 20,6 % der Zweitlaktierenden) infizieren sich 25,6 % bzw. 27,7 % neu. Hier wären Werte unter 15 % anzustreben.

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